Historie
1803 gründeten 11 Brüder Freimaurer in Fürth eine eigene Freimaurerloge. Ihnen war aufgrund der politischen Veränderungen dieser Zeit ein weiterer Besuch ihrer bisherigen Bauhütten in Nürnberg durch den preußischen König untersagt.
In Anlehnung an den Namen der Großloge „Royal York I'amitié” (Zur Freundschaft) gaben sie sich den Namen „Zur Wahrheit und Freundschaft”.
Obwohl es bayerischen Beamten von 1807 bis 1849 untersagt war, einer Freimaurerloge anzugehören, prosperierte die Loge zunehmend. Sie hatte 1815: 55 Mitglieder, 1838: 78, 1875: 143, 1903: 194 und 1921: 231 Mitglieder.
Eine Vielzahl von sozialen und karitativen Aktivitäten entstand vornehmlich auf Initiative einzelner Brüder Freimaurer: Feuerlöschverein Fürth - die spätere städt. Feuerwehr, Grillenbergersche Weihnachtsstiftung, Stiftung für mittellose, jungverheiratete Ehepaare, Witwen- und Waisenfond, Stipendienstiftungen, Entbindungsheim Nathanstift, Volksbildungsstätte Berolzheimerianum, Drs. -v.- Plänckner-Stiftung, Preis für vorbildliche Mitmenschlichkeit.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war es Bürgern mosaischen Glaubens nicht möglich gewesen, einer Freimaurerloge anzugehören. 1847 wiesen auf Initiative der Fürther Loge mehrere Brüder in ihren Gutachten darauf hin, dass allein die Treue zum Vaterland und die Ehrfurcht vor einem übergeordneten Schöpfungsprinzip Voraussetzungen zur Freimaurerei seien. Dem Beispiel Fürths folgend, wurden seitdem in Süddeutschland jüdische Brüder in Logen aufgenommen.
1914 stellte die Loge ihre Räume als Kriegslazarettlager zur Verfügung. Die wirtschaftliche Depression der 20er Jahre vernichtete erstmals einen großen Teil der Logenstiftungen.
1933 wurde unter den Spottrufen des „Bund Deutscher Mädels (BDM)” letztmals ein Mann zur Aufnahme in die Loge geführt. Die SA griff zusammen mit den damaligen Bürgermeistern im gleichen Jahr in eine Logenversammlung ein und erzwang die Überschreibung des Eigentums an den zu gründenden "Kulturverein" unter der Leitung des Oberbürgermeisters Jakob.
In den Jahren 1933-1947 ruhte die Logenarbeit. Mutige Brüder Freimaurer gingen aber dennoch im Stillen ihren hohen ethischen Idealen zur Wahrung der Menschenwürde nach. Mutig versorgte Dr. Heinrich Meyer jüdische Bürger weiter, und mutig rettete der Fabrikant Hermann Stauber die von der NSDAP in die Regnitz bei Forchheim geschüttete Logenbibliothek und verbarg sie zuhause. Zwei Beispiele von vielen.
1947 wurde die Freimaurerloge Fürth unter dem Schutz der amerikanischen Militärbehörde in München wieder geöffnet. 52 überlebende Brüder fanden sich noch ein. Vordringliche Aufgabe war die Aufnahme neuer Mitglieder und die Instandsetzung des Logengebäudes.
Partnerschaften mit den Freimaurern in Limoges und Paisley wurden gegründet, neue Wege der Zusammenarbeit der Loge und den politischen, konfessionellen und kulturellen Institutionen der Stadt gefunden.
Die Freimaurerloge „Zur Wahrheit und Freundschaft” hat zur Zeit 64 Mitglieder und ist damit eine der größten Freimaurerlogen in Bayern.
Das Logenhaus von 1891
1858 wurde von den damals 118 Logenbrüdern erstmals der Bau eines eigenen Logengebäudes erwogen, nachdem sie wiederholt aufgrund ihrer wachsenden Mitgliederzahl die Versammlungsräumlichkeiten wechseln mussten.
Als Dank für seine Aufnahme als eines der ersten jüdischen Mitglieder einer Loge in Süddeutschland erwarb der Berg-Bräu-Inhaber Wilhelm Mailänder seiner Loge ein Gartengrundstück an dem damaligen Dambacher Weg. Stiftungen, Spenden, Sammlungen und Zukäufe vergrößerten den Landbesitz auf ein Gebiet einschließlich der zukünftigen Eisenbahnlinie Nürnberg - Würzburg und der Schwabacher Straße. 1889 wurde auf dem Grundstückes von 4000 qm das freistehende Logengebäude errichtete. Die Bauzeit betrug 15 Monate, die Kosten 151.000 RM. Geleitet wurde der Bau von dem Nürnberger Architekten und Freimaurer Leonhard Bürger, der bereits fünf Jahre zuvor das Logenhaus in Nürnberg errichtet hatte.
Das Haus folgt in seinem dreigeschossigen Aufbau dem Baustil des Historismus. Seine Grundkonzeption ist der italienischen Palastarchitektur im Stil der Neurenaissance und des Neubarock angelehnt. Das Erdgeschoß blieb stets allein profanen Veranstaltungen vorbehalten. Seine Räume gruppieren sich um einen Lichthof im maurischen Stil, dessen Zentrum von einem Springbrunnen bestimmt war, umgeben von zwei Arkadengängen und gekrönt von einer blauen Glaspyramide. Der 7,50 m hohe Festsaal dient Feierlichkeiten jeder Art. Das Obergeschoß war allein den rituellen Zusammenkünften der Brüder vorbehalten. Sein Kernstück ist der »Tempel«, ein »heiliger Ort«, losgelöst von der Profanität von Raum und Zeit. Er wurde 1934 von den Nationalsozialisten als Vortragssaal für den neu gegründeten Kulturverein umgestaltet, die gekehlten Halbsäulen gekürzt, ein Fries geglättet, die Stuckarbeiten der Decke abgeschlagen und durch eine neue, mit seitlichem Lichtband ersetzt. Die Bühne wurde in den Lichtschacht zurückgesetzt. Nach der Zurückgabe des Hauses an die Freimaurerloge wurde der Fries durch den Bruder Hans Härdtlein mit der freimaurerischen Darstellung des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades versehen. Aufwendige Renovierungsarbeiten im Jahre 1996 versetzten den Tempel wieder in einen, seinem ursprünglichen Stil sich annähernden Zustand. Bibliothek, Küche und Foyer sind nun erneuert, das Versammlungszimmer als Galerieraum für Ausstellungen nutzbar. Im Jahr 1979 wurde der Verein in Fürth gegründet und trägt maßgeblich zum Erhalt des nicht nur in Fürth, sondern ganz Bayern einmaligen Gebäudes bei. Seither wurden zahlreiche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Fassaden- und Dacharbeiten, die Elektro- und Sanitärerneuerung, der Austausch der Fenster, ein Teil der Garten- und Parkplatzanlage und die Rekonstruktion des maurischen Lichthofes waren dringend erforderlich. Das gesamte Gebäude steht seit dem Jahr 1982 unter Denkmalschutz. Seiner Erhaltung hat sich der gemeinnützige „Logenhausbauverein”, wie er in Kurzform genannt wird, als immerwährende Verpflichtung angenommen und bemüht sich, dafür Spendengelder einzuwerben. „Gemeinsam bewahren” ‐ denn nur gemeinsam ist es uns möglich, dieses kulturhistorische Kleinod in seiner ganzen Schönheit und Mannigfaltigkeit weiter zu erhalten. Dieses einmalige Baudenkmal ist ein Aushängeschild und ein Beispiel für die Schönheit Fürths und soll auch in Zukunft in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlen.